Ölziehen, Ölkauen, Ölsaugen – was verbirgt sich dahinter, und was hat das mit den Zähnen und der Mundhygiene zu tun?
Das Ölziehen ist eine Methode, die ursprünglich aus dem asiatischen Raum stammt. Die Idee dabei ist es, den Körper zu entgiften, d.h. Schadstoffe aus dem Körper zu entfernen. Die Anwendung von Ölen in der Mundhöhle, kann Entzündungen lindern und dient als Ergänzung zur täglichen Mundhygiene und auch zur Parodontitis-Prophylaxe. Die Methode regt den Speichelfluss an und verbessert die Ausscheidung schädlicher Stoffe. Schadstoffe werden über die Zunge und die Mundschleimhaut abgetragen.
Viele Menschen schätzen alternative, naturheilkundliche Behandlungsalternativen, vor allem wenn es sich nicht um akute Geschehen und Erkrankungen handelt. Aber auch dort können ätherische Öle als begleitende Maßnahmen wie z.B. bei einer Parodontitis Behandlung sinnvoll integriert werden.
Der Ursprung des Ölziehens
Der Ursprung liegt in der Ayurvedischen Lehre, einer traditionelle Heilanwendung aus Indien. Sie besagt, dass die Zunge mit verschiedenen Organen in Verbindung steht. Durch das Ölziehen sollen Speichelenzyme freigesetzt werden, um Bakterien- und Gifte aus dem Blut zu absorbieren und über die Zunge aus dem Körper zu transportieren. Dies unterstützt die Selbstreinigung des ganzen Körpers. Obwohl die Wirksamkeit noch nicht vollständig wissenschaftlich bestätigt sind, sind positive Effekte auf die orale Gesundheit gut untersucht.
Wie funktioniert eine begleitende Behandlung mit Ätherischen Ölen bei einer Parodontitis?
Bakterien können durch Ölziehen aus dem Mundraum entfernt werden. Bakterien sind fettlöslich und werden vom Öl aufgenommen. Ebenso werden schädliche Stoffwechselgifte und Säuren in der Mundhöhle durch das Öl aufgesogen. Dabei wird das Öl durch die Zähne und den Mund gepresst, was auch eine pflegende Massage für das Zahnfleisch erzeugt. Dies regt die Durchblutung des Zahnfleischs an und stärkt die Selbstheilungskräfte. Ölziehen hat einen unumstrittenen positiven Effekt auf die Gesundheit von Zähnen und Zahnfleisch.
Behandlung von Zahnfleischentzündungen mit Ästherischen Ölen
Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Studien, die die positiven Auswirkungen von ätherischen Ölen als Hausmitteln gegen Zahnfleischentzündungen bestätigen. Diese Entzündungen (Gingivitis / Parodontitis) werden durch einen sogenannten bakteriellen Biofilm verursacht. Generell gilt diese Biofilme zu reduzieren um damit assoziierte orale Erkrankungen zu vermeiden. Das tägliche Zähneputzen und eine regelmäßige Professionelle Zahnreinigung in der Zahnarztpraxis sind Maßnahmen um den Biofilm einzudämmen. Auch diverse Mundspülungen stehen hierfür unterstützend zur Verfügung. Diese chemischen Mundspülungen können jedoch die gesunde Mundflora beeinträchtigen und das dortige Mikrobiom beeinflussen. Ätherische Öle haben keine Nebenwirkungen und können als Hausmittel Zahnfleischentzündungen vorbeugen und behandeln. Sie sind entzündungshemmend, antibakteriell und haben positive Effekte auf den Hormonspiegel und die Zellmembran.
Auch im Rahmen einer Parodontitis-Therapie, kann das Ölziehen, neben dem Einsatz von Antibiotika, als begleitende Therapie unterstützen, um verbliebene Keime unschädlich zu machen.
Was sind Ästherische Öle und wo kommen diese her?
Es sind die Blüten, Blätter, Rinde, Wurzel und Harze der Pflanzen, aus denen die hochwertigen ätherischen Öle gewonnen werden. Die eigentlichen Wirkstoffe dieser Öle sind die Pflanzendüfte.
Die Herstellung ätherischer Öle ist ein kompliziertes Verfahren. Es gibt viele verschiedene Verfahren, um die hochwertigen Duftstoffe zu gewinnen. Die Destillation mittels Wasserdampf bei einer Temperatur von 70° Celsius ist eine der gängigen Methoden. Um die empfindlichen Duftstoffe zu schützen, ist die Kaltpressung von Schalen oder Gräsern ein weiteres häufiges Verfahren – es eignet sich am besten für die Herstellung von Limonenöl, Zitronenöl und Orangenöl. Die Extraktion bei 20 – 25° Celsius mittels Kohlendioxyd ist dagegen ein modernes Verfahren, bei dem die flüchtigen Duftstoffe weitgehend erhalten bleiben.
Aufgrund ihrer Molekülstruktur werden Ästherische Öle gut über die Schleimhaut aufgenommen und können die Zellmembran durchdringen. Durch den „reinigenden“ Effekt der Ästherischen Öle können diese sowohl gegen Bakterien, Viren und Pilze eingesetzt werden.
Die orale Anwendung Ätherischer Öle
Idealerweise sollte das Ölziehen vor dem Frühstück durchgeführt werden. Dabei wird ein Esslöffel kaltgepresstes Pflanzenöl im Mund durch die Zähne und den Mundraum gezogen. Das „Ziehen“ des Öls sollte kräftig und für die Dauer von mind. 10-15 Minuten erfolgen. Diese Zeit benötigt das Öl um auch bis in die Zahnfleischtaschen vorzudringen um die dort angesiedelten Bakterien zu erreichen. Durch das kräftige „Ziehen“ des Öls verändert sich dessen Farbe und wird dünnflüssiger. Dies ist ein Indiz für die korrekte Durchführung. Das Öl sollte auf keinen Fall heruntergeschluckt werden, da in diesem viele Schadstoffe gelöst sind. Nach Beendigung der Anwendung wird das Öl ausgespuckt und der Mund mit warmen Wasser ausgiebig gespült. Anschließend kann wie gewohnt die tägliche Zahnpflege stattfinden. In der Regel genügt eine Anwendung am Tag, um den Mundraum zu entgiften. In besonderen Fällen ist auch eine mehrmalige Anwendung sinnvoll. Parodontitis-Patienten profitieren von einer dauerhaften Anwendung. Sprechen Sie auf jeden Fall mit Ihrem Zahnarzt über die für Ihre Situation richtige Anwendung.
Welche Öle werden für das Ölziehen verwendet?
In der ayurvedischen Tradition wird Sesamöl bevorzugt. Dieses ist geschmacklich neutral und ist dünnflüssig, so dass es tiefer in das Gewebe eindringen kann um Schadstoffe zu binden.
Ebenso eignen sich Oliven-, Sonnenblumen- oder Kokosöl für die Anwendung. Diese sind jedoch eher dickflüssiger. Im Handel sind mittlerweile spezielle Ölspülungen für die orale Anwendung verfügbar. Diese unterscheiden sich in der Art der Zusammensetzung und dem verwendeten Öl. Häufig werden Aromen beigesetzt.
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